Willkommen beim Geschichtsschatten-Podcast - dem Podcast der die Geschichtswissenschaft erhellt. 
Der Podcast untersucht die Rolle der Jesuiten innerhalb der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen ihrem christlichen Glauben und dem militärischen Gehorsam. Es wird die komplexe Beziehung zwischen dem Jesuitenorden und dem Nationalsozialismus dargestellt, wobei einige Jesuiten Widerstand leisteten. Die Marienverehrung während des Krieges und die Bedeutung von Marienerscheinungen werden ebenfalls thematisiert. Der Sonderstatus der Jesuiten in Deutschland und ihre systematische Diskriminierung durch die Nationalsozialisten führte zu persönlichen und familiären Belastungen für die Mitglieder des Ordens. Es wird auch diskutiert, wie sich Religionen in Krisenzeiten transformieren und neue Funktionen annehmen können. Trotz der Feindseligkeiten während der NS-Zeit blieb die Anziehungskraft des Jesuitenordens auf junge Männer ungebrochen, was auf eine bewusste Entscheidung der Novizen hinweist, die den Orden nicht aus opportunistischen Gründen wählten, sondern aus einer tief verwurzelten Überzeugung. Die Kommunikation innerhalb des Ordens während der NS-Zeit war von zentraler Bedeutung, wobei einige Jesuiten ihre Zugehörigkeit offenlegten, während andere sie verschwiegen. Die Jesuiten pflegten eine eigene Gruppenkultur mit strengen sittlich-religiösen Normen, die sie von anderen Männerbünden abhoben. Trotz politischer Grenzen und Kriegszuständen hielten die Jesuiten an ihrer bruderschaftlichen Verbundenheit fest und zeigten eine grenzüberschreitende Solidarität, die ihre transnationale Identität betonte. Jesuiten in der Wehrmacht mussten sich in einer zwiespältigen Lage behaupten, da sie geistliche und moralische Abgrenzung bewahrten, während sie sich in die militärische Hierarchie und Kameradschaft einfügten. Ihre Weigerung an den zentralen Vergemeinschafterungspraktiken der Wehrmacht teilzunehmen, machte sie zu Aussenseitern und Unsoldaten. Trotzdem sahen sie sich als deutsche Patrioten, die sich von der nationalsozialistischen Ideologie distanzierten und Deutschland als kulturelle, historische und geistige Nation verstanden, für die sie Verantwortung trugen. Die Jesuiten im Zweiten Weltkrieg sahen sich nicht als Vertreter des nationalsozialistischen Staates, sondern als Vertreter eines anderen, ideellen Deutschlands, das sich von der NS-Ideologie fundamental unterschied. Die veränderte Rolle der Jesuiten-Soldaten im Zweiten Weltkrieg führte zu einer neuen Dimension ihrer Kriegserfahrung und Interpretation. Während sie in früheren Kriegen hauptsächlich als Sanitäter, Krankenträger und Seelsorger tätig waren, fanden sich viele nun erstmals in aktiven Kampfeinsätzen wieder. Diese neue Realität stellte sie vor tiefgreifende moralische, religiöse und existenzielle Herausforderungen. Die Identitätsfrage der Jesuiten im Zweiten Weltkrieg war eng mit ihrem Ordensgründer Ignatius von Loyola verknüpft, der selbst eine militärische Vergangenheit hatte. Als ehemaliger Soldat, der durch eine Kriegsverletzung zum geistlichen Leben fand, diente er als Identifikationsfigur für die jesuitischen Soldaten, die nun in der Wehrmacht dienten. Die jesuitenspezifische Tugend des militärischen Gehorsams wurde im Krieg gezielt revitalisiert und besonders in den Rundbriefen der Ordensoberen als leuchtendes Vorbild dargestellt. Die Verteidigung der Stadt Pampelona im Jahr 1521 wurde in den jesuitischen Rundbriefen während des Zweiten Weltkriegs als zentrale Identifikationsgeschichte für die jesuitischen Soldaten herangezogen. Darüber hinaus wird die Verbreitung eines negativen Russlandbildes unter den Jesuiten im Zweiten Weltkrieg diskutiert, das von der Vorstellung geprägt war, dass der Krieg gegen die Sowjetunion als Abwehr des Bolschewismus und als eine Art Befreiung Russlands betrachtet werden konnte. Ein prominenter Jesuitenpater, Pater Ivan Kolokriow, verband seine kritische Darstellung des Bolschewismus mit einer tief verwurzelten religiösen Deutung der russischen Geschichte. Ab 1941 nahm Kolokriow eine zunehmend radikale Position ein und äußerte sich offen antisemitisch, während er die deutsche Wehrmacht als Befreier glorifizierte. Diese Perspektive trug dazu bei, dass viele katholische Gläubige, darunter auch Jesuiten, den Krieg gegen den Bolschewismus als göttlich legitimierte Mission betrachteten. Jesuitenpater Enrico Rosa verfasste im Auftrag von Papst Pius XI. einen Artikel, in dem er eine Unterscheidung zwischen zwei Formen des Antisemitismus vornahm und eine antisemitische Haltung als legitim darstellte, solange sie sich nicht auf rassische, sondern auf gesellschaftliche und politische Aspekte stützte. Die katholische Kirche verstärkte ihren Widerstand gegen den Kommunismus und den Bolschewismus, was zu einer weiteren Politisierung des Glaubens und einer verstärkten Mobilisierung konservativer und kirchlicher Kräfte führte. Es wurde eine spezielle Forschungs- und Auskunftsstelle über Bolschewismus, gottlosen Bewegung und Freidenkertum eingerichtet, die von katholischen Theologen geleitet wurde und finanzielle Unterstützung sowohl von der deutschen Reichsregierung als auch vom Heiligen Stuhl erhielt. Die enge Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat im Kampf gegen den Bolschewismus zeigt, wie stark der Antikommunismus als gemeinsamer ideologischer Nenner diente. Die Jesuiten hatten zunächst die Vorstellung, dass der Krieg gegen den Bolschewismus zur inneren Erneuerung Deutschlands führen würde. Ein weiteres zentrales Kriegsziel der Jesuiten war die vollständige religiöse Wiedergeburt Russlands, indem sie die russisch-orthodoxe Kirche wieder mit der römisch-katholischen Kirche vereinen wollten. Mit fortschreitendem Krieg und zunehmendem Leid der Zivilbevölkerung begannen einige Jesuitensoldaten, ihre bisherigen Deutungsmuster zu hinterfragen und kamen zu einer umfassenderen Sichtweise über den Krieg und die moralische Verantwortung aller Beteiligten. Letztendlich führte die wachsende Desillusionierung über den Krieg und seine Rechtfertigungen dazu, dass die Jesuiten zu einer düsteren Erkenntnis gelangten, dass sowohl der Kommunismus als auch der Nationalsozialismus von Gott gestraft wurden und dass nur Gott aus diesem Chaos retten könne. Trotz der Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zweiten Weltkrieg erklärte die katholische Kirche das Mittun von Christen in diesem Konflikt weder vor, während noch nach dem Krieg als grundsätzlich unerlaubt, sondern griff auf traditionelle Deutungen zurück, die es ihnen ermöglichten, sich nicht eindeutig gegen den Krieg als solches zu positionieren.

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